Nominiert für den Deutschen Reporterpreis 2010.
Draußen
Ben
Tewaag hat einiges versucht, um mehr als nur der Sohn von Uschi Glas
zu sein. Aber auch Prügeln und Randalieren hat nichts geholfen. Am
Ende saß er achtzehn Monate lang im Gefängnis. Nun ist er raus,
aber noch nicht frei.
Marcus Jauer,
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.09.2010
Auf einmal hieß es,
Ben Tewaag sei wieder draußen. Er sei in Hamburg gesehen worden, wie
er in einem alten amerikanischen Wagen durch die Straßen fuhr,
Schritttempo, das Verdeck geöffnet, Arm auf der Tür. Er habe eine
Sonnenbrille getragen, seine Haare seien bis auf eine Glatze
heruntergeschoren gewesen, die Leute im Café aber hätten ihn
erkannt und schlecht über ihn geredet, nachdem er um die Ecke
gebogen war. Der Auspuff seines Wagens sei noch eine ganze Weile lang
zu hören gewesen, dunkel und bedrohlich. So zumindest wurde es
erzählt.
Benjamin Tewaag ist
achtzehn Monate hinter Gittern gewesen. Er hatte einen Kameramann mit
Rum übergossen und angezündet, in einer Disko einem Mann in den
Hals gebissen, einem anderen Mann im Streit um ein Taxi die Nase
gebrochen, Polizisten beleidigt, Kokain genommen, randaliert, und
seine eigene Freundin zusammengeschlagen. Immer wieder hatte er
Bewährungsstrafen bekommen, bis er dann auf einmal doch ins
Gefängnis musste. Nun war er offenbar wieder frei.
Der Wagen ist ein
Chevrolet Camaro, Achtzylinder, Baujahr 1967, rot, mit zwei weißen
Streifen auf der Motorhaube. Zwischen den Sitzen liegen ein paar
leere Dosen Red Bull und eine vertrocknete Rose, am Rückspiegel
hängt ein kleines Paar Boxhandschuhe, und hinter dem Lenkrad sitzt
Ben Tewaag und steuert den Wagen aus Hamburg hinaus. Als er kurz vor
der Autobahn in einen Tunnel kommt, gibt er Gas und lässt den Motor
aufheulen. Dann schaut er herüber und lächelt.
"Wir fahren
einfach mal los", sagt er, "keine Ahnung wohin."
Benjamin Tewaag ist
der Sohn der Schauspielerin Uschi Glas, aber was das für ihn heißt,
hat er erst verstanden, als er einundzwanzig Jahre war. Bis dahin
stand er nur in der Zeitung, wenn seine Mutter die Reporter ins Haus
gelassen hatte, um ihre glückliche Familie zu zeigen. Nun hatte er
einen Unfall mit dem Motorrad gehabt, ein Auto hatte ihn angefahren,
er trug keine Schuld. Die Zeitungen aber schrieben, er fahre eine
Höllenmaschine und habe keine Fahrerlaubnis. Es war, als müsse es
einen Fehler geben in dem Bild, das seine Mutter abgab, und dieser
Fehler sollte er sein.
In den nächsten
zwölf Jahren rissen die Berichte über Unfälle, Prügeleien,
Drogen, Bordellbesuche, Beleidigungen, Sachbeschädigung und wieder
Prügeleien nicht mehr ab, bis sie im Februar vorigen Jahres vor der
Justizvollzugsanstalt Preungesheim ein Ende fanden. Die Reporter
standen schon am Tor, als Ben Tewaag kam. Er musste an ihren Kameras
vorbei, um ins Gefängnis zu kommen.
"Es klingt
komisch", sagt er, "aber als ich dann im Hof stand, war ich
fast erleichtert. Wenigstens hier können sie nicht hinterher, dachte
ich."
Wenn er heute davon
erzählt, wie er als Kind eines Prominenten nicht für weich gehalten
werden wollte und sich darum hart gab, bis man ihn irgendwann für
böse hielt, wie diese Geschichte immer weiter fortgeschrieben wurde,
in der er sich nicht wiederfand, aber nicht richtigstellen konnte,
bis er sich schließlich sagte, dann sei er eben böse, klingt das,
als habe er die ganze Zeit darauf geachtet, was andere von ihm
hielten und sei gar nicht dazu gekommen, etwas Eigenes zu finden.
"Vielleicht
musste ich einfach tiefer bohren als andere", sagt Ben Tewaag.
Er ist
vierunddreißig Jahre alt, manchmal hat er noch das Lächeln eines
Jungen. Aber dann sieht er wieder aus wie jemand, dem etwas passiert
ist. Die Haare geschoren, die Arme tätowiert, "Böse ist gut",
steht auf dem einen, "Fuck U" auf dem anderen, aber im
Gesicht hat er noch dieses jungenhafte Lächeln. Er beugt sich nach
vorn, zündet sich eine Zigarette an, lehnt sich zurück. An den
Kanten seiner Hände trägt er zwei Tätowierungen, die ein Herz
ergeben, wenn er sie zusammenlegt. Rechts seine Initialen, links die
seiner Freundin. Er hat es sich stechen lassen, bevor er ins
Gefängnis ging. Er wollte etwas, das man ihm nicht nehmen konnte.
"Dann müssen
sie es dir rausschneiden, hab ich gedacht", sagt er.
In der ersten Nacht
lag er allein in einer Zelle, die so schmal war, dass er die Wände
berühren konnte, wenn er die Arme ausstreckte. Er dachte, er würde
eingeschlossen werden, aber das passierte nicht. Er lag gefangen in
einer offenen Zelle. Er fühlte sich schutzlos, das machte ihm Angst,
aber es war nichts daran zu ändern. Andere hatten nun die Kontrolle
über sein Leben übernommen.
Später kam er auf
seine Station. Ein breiter Gang, vierzehn Doppelzellen auf jeder
Seite und am Ende der Gemeinschaftsraum, in dem ein Fernseher stand.
Er bekam eine Arbeit in der Metzgerei, zu der er jeden Morgen um fünf
zu erscheinen hatte. Um sechzehn Uhr gab es Post. Um zweiundzwanzig
Uhr war Einschluss. Eine Stunde Hofgang jeden Tag. Er durfte dreißig
Minuten im Monat telefonieren, mit drei Nummern, die er vorher
angeben musste, und alle zwei Wochen konnte er für eine Stunde
Besuch empfangen. Wenn er darüber hinaus etwas wollte, schrieb er
sein Anliegen auf einen Vordruck und gab ihm einem Beamten. Er hörte
erst wieder davon, wenn es genehmigt worden war oder abgelehnt. Es
waren Regeln, die galten, ohne dass sie begründet worden wären,
dennoch lehnte er sich nicht dagegen auf.
Warum konnte er das
eigentlich vorher nicht?
"Gute Frage",
sagt er, "wichtige Frage".
Bevor er ins
Gefängnis ging, hatte ihn vor allem die Frage beschäftigt, ob ihm
dort etwas zustoßen konnte. Nun erstaunte ihn der höfliche Ton
unter den Häftlingen. Alle gingen sie zuvorkommend miteinander um.
Trat einer dem anderen versehentlich auf den Fuß, entschuldigte er
sich. Als Ben Tewaag Witze über Duschen und Seife machte, erklärte
ihm ein Russe, dass im Knast das Vergewaltigen zum Strafen eingesetzt
werde und es sich nicht anbiete, darüber Witze zu machen. Als er
anderen Häftlingen bei Schreibarbeiten half und sich ihre
Geschichten anhörte, erklärte ihm ein Alter, dass er sich auf sich
besinnen solle, das helfe ihm mehr.
Einmal wurde er für
eine orthopädische Untersuchung nach Frankfurt gebracht. Er fuhr im
Gefangenentransporter, die Stadt lag hinter einem Fenster aus
Sicherheitsglas, die Praxis betrat er an Händen und Füßen
gefesselt. Die Leute senkten den Blick, um ihm nicht ins Gesicht zu
schauen. Ihm war, als gebe es nur zwei Arten von Menschen. Die
drinnen und die draußen. Er gehörte zu denen, die drinnen waren. Es
hatte ein paar Monate gedauert, dann war aus ihm ein Stabiler
geworden, wie man im Knast sagt. Einer, der es akzeptiert hatte.
Nie zuvor hatte er
mit einem Menschen so eng zusammengelebt wie mit dem
Russlanddeutschen, der unten ihm im Doppelbett schlief. Nie zuvor
hatte er weniger Dinge besessen, als nun in seinem Schrank lagen,
eine Schreibmaschine, ein paar Fotos, ein selbstgebastelter Kalender
seiner Freundin und zwanzig CDs. Nie war er länger ohne Alkohol
gewesen, obwohl er bald herausfand, wer Weißbrot und Marmelade zu
Schnaps vergor. Er lernte, dass sich aus einer Blechdose und
Margarine ein Herd bauen und aus dem Etikett des Duschgels
doppelseitiges Klebeband rollen ließ. Er trieb Sport, er las, er
schrieb jeden Tag einen Brief an seine Freundin und dazu, was er für
sich selbst aufzeichnete. Mit der Zeit bekam er ein Gefühl dafür,
was gut für ihn war. Er wunderte sich nur, dass ihm das erst im
Gefängnis gelang.
"Ich habe
gedacht, wenn es dir drinnen teilweise besser geht als in Freiheit",
sagt er, "dann musst du deine Freiheit überdenken."
Er fährt Richtung
Norden. Es ist später Nachmittag. Vielleicht will er zum Meer, aber
darüber hat er nichts gesagt. Er fährt einfach, die Hand im offenen
Fenster, und greift nach dem Wind.
Benjamin Tewaag hat
zuerst als Redakteur für das Privatfernsehen gearbeitet, bis er
Moderator bei einem Musiksender wurde. Seine Sendung hieß
"Freak-Show". Er wurde darin nackt hinter Autos
hergeschleift, jagte Skifahrer mit der Kettensäge und ließ sich
ohne Narkose ein Haar vom Hintern auf die Stirn transplantieren. Als
die ersten Folgen abgedreht waren, feierte er mit seinem Team in
einer Disko, und gegen Mitternacht brachte der Wirt dann
hochprozentigen Rum.
Es begann damit,
dass sie den Rum auf einer Bongotrommel ausgossen, entzündeten und
ein bisschen mit der Flamme spielten. Später versuchten sie, Feuer
zu speien und filmten einander dabei, um etwas für die Sendung zu
haben, und irgendwann spuckte ein Kameramann dann Ben Tewaag den
brennenden Rum direkt in den Hals. Da drehte der sich um, nahm die
Flasche, übergoss den Mann und zündete ihn an. Er stand noch
daneben und fragte, ob sie das auf Band hätten, bis jemand merkte,
dass es ernst war, den Kameramann löschte und die beiden ins
Krankenhaus brachte.
"Wir haben ja
alle gebrannt", sagt Ben Tewaag.
Im Frühjahr 2003
wurde er wegen schwerer Körperverletzung zu drei Jahren auf
Bewährung verurteilt. Er hatte dem Kameramann, der Verbrennungen
zweiten Grades erlitten hatte, Verdienstausfall gezahlt und nichts
mehr von ihm gehört, bis dieser schließlich doch eine Anzeige
schrieb und die Geschichte in die Zeitung kam. Es war seine erste
Strafe, aber von da an lebte er immer auf Bewährung. Jedes Mal,
bevor eine Sache abgelaufen war, kam eine neue hinzu. Manchmal hätte
es nur Tage oder Wochen gebraucht, und er wäre frei gewesen, aber
dann passierte wieder etwas.
Im Sommer 2007
geriet er in München vor einer Diskothek mit einem Studenten in
Streit. Es ging nur um ein Taxi, aber am Ende hatte der Mann eine
gebrochene Nase. Als die Polizei kam, sprang Ben Tewaag auf die
Brücke eines Baches und drohte damit, sich umzubringen und hörte
damit auch in der Zelle nicht auf. Er sagte, er werde sich seine
Zunge abbeißen, schlug mit dem Kopf gegen die Wand und sagte: "Das
ist alles nur passiert, weil ich der Sohn von Uschi Glas bin."
Er bekam sechs
Monate Haft, einige seiner alten Bewährungen wurden widerrufen, und
er musste für zweiundzwanzig Monate ins Gefängnis.
"Ich habe keine
guten Erfahrungen gemacht", sagt er, "auch nicht mit mir
selbst."
Wenn Benjamin Tewaag
heute erzählt, wie das immer wieder passieren konnte, fällt ihm die
Uhrzeit ein, es war meist zwischen zwei und fünf Uhr nachts, dazu
der Alkohol, der seine Hemmschwelle senkte, das Kokain, das ihn kalt
und hart machte und dann diese lauernde Wut. "Ich war eben
druff", sagt er, "ich war ein richtiger Druffer".
Er fährt ab, hält
an einer Tankstelle, kauft sich ein alkoholfreies Bier und ohne, dass
erkennbar wäre, warum, dreht er um und fährt nach Hamburg zurück.
Er hält die Dose zwischen den Beinen und zündet sich eine Zigarette
an. Es ist früher Abend, und es beginnt zu regnen.
Nach einem halben
Jahr hatte Ben Tewaag sich an das Gefängnis gewöhnt. Er hatte sich
keine Spritze geben lassen, die ihn über Wochen ruhiggestellt hätte
und deshalb im Knast Betonspritze heißt, und wäre seine Freundin
nicht gewesen, hätte es ihn auch nicht gestört, die volle Strafe
abzusitzen und nicht nach zwei Dritteln freizukommen. Er wollte
nichts geschenkt, er wollte das durchstehen.
Er hielt sich von
Junkies und Kinderschändern fern und war meist mit ein paar
Schwerverbrechern zusammen. Sie hatten mit Drogen gehandelt oder
Geldtransporter überfallen, aber wenn sie davon erzählten, klang es
nach einem normalen Geschäft, in dem Knast eben das Geschäftsrisiko
war. Sie handelten überlegt und hielten sich an die Regeln ihrer
Branche. Eine davon lautete, niemals mit der Polizei oder der
Staatsanwaltschaft zu reden. Sie schienen die Erwartungen der anderen
Menschen abgeschüttelt zu haben, und das hatte sie auf eine Weise
frei gemacht, die ihn beeindruckte. Wäre Ben Tewaag an einer
kriminellen Karriere interessiert gewesen, er hätte hier seine
Lehrmeister gefunden.
"Ich mache
einfach nichts Legales", sagte ihm einer, "das interessiert
mich nicht."
Mit diesen Leuten
spielte Ben Tewaag jeden Tag mehrere Stunden Schach, sah fern oder
bastelte Bilderrahmen, die sie dann ihren Frauen mitbrachten. Was er
getan hatte, hielten sie für lächerlich. Aber sie respektierten ihn
dafür, wie er damit umging. Als in einer Boulevardzeitung eine
Geschichte erschien, in der es hieß, dass er im Knast
Vergünstigungen habe und von seinen Mithäftlingen "Uschi"
genannt werde, stand der jugoslawische Drogendealer, der sich seiner
angenommen hatte, nach einem Freigang vor dem Tor und erklärte dem
Kamerateam eines Privatsenders, dass das Quatsch sei.
Der Artikel war aus
Informationen irgendeines Häftlings entstanden, und da im Gefängnis
ständig alle übereinander reden, war nicht schwer herauszufinden
gewesen, um wen es sich handelte. Ben Tewaag wusste es, der andere
wusste, dass Ben Tewaag es wusste, und alle wussten, dass alle es
wussten. Die Frage war, was nun passieren würde.
Auf der Station von
Ben Tewaag boten einige Gefangene an, sich für ihn gerade zu machen,
wie es im Knast heißt, wenn etwas geklärt werden muss. Aber das
wollte er nicht, er musste das allein lösen. Er durfte sich nicht
prügeln, da Prügeleien von den Beamten hart bestraft wurden. Er
durfte sich nicht auf der Station des anderen Häftlings erwischen
lassen, weil dieser womöglich auch Freunde hatte, die sich für ihn
gerade machen würden. Eigentlich durfte er noch nicht einmal dessen
Zelle betreten. Aber nichts machen durfte er natürlich auch nicht.
Ben Tewaag erzählt
nicht, was er gemacht hat, nur, dass er allein ging und nicht
zugeschlagen hat. Danach rief ihn ein älterer Justizbeamter zu sich,
dem die Sache nicht verborgen geblieben war.
"Sie können
nicht einfach in die Zelle eines anderen Gefangenen gehen",
sagte er.
"Was hätte ich
tun sollen?", sagte Ben Tewaag.
"Sie hätte es
auf sich beruhen lassen können."
"Sie wissen,
dass das hier nicht geht."
"Dann hätten
sie zu einem der Justizbeamten kommen müssen."
"Sie wissen,
dass das erst recht nicht geht."
"Aber Herr
Tewaag", sagte der Beamte da und klang wie ein Vater, "Sie
sind kein Verbrecher."
Den Augenblick, an
dem er entlassen werden würde, hat Ben Tewaag sich wie die Szene aus
einem Film vorgestellt. Aber dann waren keine Reporter da, und er
fuhr einfach nur zu seiner Freundin. 586 Tage hatte er im Gefängnis
gesessen. Einmal hatte ihn sein Vater besucht, aber die Scham, ihn in
diese Lage gebracht zu haben, hat Ben Tewaag lange gequält. Seine
Mutter hatte kommen wollen, aber dann war ihr die Gefahr von den
Fotografen gesehen zu werden, doch zu groß.
In der ersten Zeit
hatte er Schwierigkeiten damit, große Räume zu betreten, ihm war
immer, als brauche er nicht so viel Platz. Wenn es Abend wurde und er
sich im offenen Vollzug auf den Weg gemacht hätte, um keine Minute
später als zehn Uhr in der Justizvollzugsanstalt zu sein, hatte er
nun das Gefühl, irgendwie illegal draußen zu sein. Manchmal klang
es in seinen Ohren seltsam, wenn seine Freundin sagte, sie habe einen
schweren Tag gehabt. Manchmal fehlten ihm die Leute, mit denen er
eingesperrt war.
"Man lebt die
ganze Zeit mit jemandem zusammen", sagt er, "und dann auf
einmal nicht mehr."
Wenn er so erzählt,
hört es sich an, als habe er im Gefängnis zwei Dinge gelernt. Zum
einen, was ihn dort hineingebracht hat. Zum anderen, dass er darin
überleben kann. Es ist nicht klar, mit welcher Erkenntnis er in
Zukunft etwas anfangen will.
Noch bevor er
freikam, hatte ihm ein Privatsender ein Angebot gemacht. Es sollte
eine Dokumentation über seine Entlassung und die ersten Schritte in
die Freiheit sein. Er hätte das Geld gebrauchen können, aber er hat
dennoch abgesagt, so wie er früher immer Einladungen ins
Dschungelcamp abgesagt hat. Seine Freunde haben das nicht verstanden.
Sie sehen nicht ein, weshalb einer, der im Gefängnis gesessen hat,
sich für das Privatfernsehen zu schade ist. Aber er hat etwas
anderes vor.
Er hat viel
geschrieben in der Zelle. Es sind mindestens tausend Seiten geworden.
Er ordnet sie gerade und versucht, ein Buch daraus zu machen. Es
fällt ihm nicht leicht, den Bogen der Erzählung zu halten. Es
kommen ihm immer wieder Details dazwischen. Aber er will sich nicht
helfen lassen. Es soll kein Erfahrungsbericht werden, eher eine
Schilderung dessen, was er in seinem Leben gesehen und verstanden
hat. Er will einmal nicht nur das Material für eine Geschichte über
ihn sein.
Es ist schon lange
Abend, als der Chevrolet Camaro nach Hamburg zurückkommt. Auf der
Suche nach dem Bahnhof zieht Ben Tewaag ein paar weite Kreise. Er ist
nach seiner Entlassung in die Stadt gezogen, seine Freundin wohnt
hier. Er ruft sie an, um ihr zu sagen, dass er gleich zu Hause ist.
"Soll ich denn
noch ein Video mitbringen für die liebe Maus", fragt er sie.
Zurück |