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Ralf Hoppe, Der Spiegel: Ein Thema, zwei Reportagen

Wie erleben unterschiedliche Journalisten die Wirklichkeit – und wie unterschiedlich  bereiten sie das Material auf? Der SPIEGEL-Redakteur Ralf Hoppe hat einmal die gleiche Geschichte wie ein „New Yorker”-Reporter gemacht. Und darüber mit den Teilnehmern seines Workshops gesprochen


Drei Mexikaner, neun Monate, tausende von Seemeilen, hilflos im Pazifik. Ralf Hoppe, Redakteur im Spiegel-Ressort Gesellschaft, und der „New Yorker”-Autor Mark Singer haben 2006 beide die Geschichte der drei mexikanischen Fischer erzählt – nur völlig unterschiedlich. Ralf Hoppe hat mit den Teilnehmern seines Workshops am Beispiel seiner Reportage „Drei Fischer in Hollywood” (Spiegel 1/2007) und Mark Singers Stück aus dem „New Yorker” (übersetzt im „Magazin” des Schweizer Tages-Anzeigers) gesprochen: über ein Thema, zwei Geschichten.

Wie hat Ralf Hoppe sich die Geschichte der Fischer schildern lassen? In seinem Workshop hat er es erzählt:

„Wir haben aus Tischen und Brettern und den Gestängen von Sonnenschirmen, die wir da aufgetrieben haben, das Boot nachgestellt. Und haben angefangen, Tag für Tag durchzugehen.” Acht Tage hat Hoppe mit den Fischern verbracht. Und an seiner und Singers Reportage zeigt sich, dass Thema und Geschichte zwei verschiedene Dinge sind: „Wenn man als Journalist in ein Milieu hineingeht und Menschen trifft, dann nähert man sich erstmal nicht einer Geschichte an, sondern einem Thema. Diese Unterscheidung zwischen Thema und Geschichte halte ich für nützlich, weil sie das Finden der Geschichte erleichtert. Und die Geschichte ist das Resultat, nach dem wir beurteilt werden.”

Und was braucht man neben Thema und Story noch?

„Das Dritte was zu Thema und Geschichte dazukommt, sind Szenerie und Milieu. Mit Szenerie meine ich nicht eine oder mehrere Szenen, sondern insgesamt die Welt, in die wir eintauchen. Es gibt also die Szenerie, in die wir einsteigen als Reporter, die Geschichte, die wir suchen und die wir am Ende möglichst fertig als Textform liefern sollen und dazwischen die Suche nach etwas, was wir gar nicht so explizit in den Text hineinkritzeln müssen: das Bewusstsein darüber, dass so eine Geschichte ein Thema hat.”

Und was ist nun der hauptsächliche Unterschied zwischen dem, was im Spiegel und dem, was im New Yorker stand?

„Ich glaube, dass der Vergleich zwischen Singers Text und meinem Text, der Vergleich ist zwischen Materialsammlung und konstruierter, durchgestalteter Erzählform.”

Bitte laden Sie den kompletten Vortrag von Ralf Hoppe sowie die beiden Reportagen rechts herunter.

DER AUTOR

Ralf Hoppe, geboren in Teheran, studierte Volkswirtschaft und Politik, er volontierte, gewann Preise, verfasste Krimi-Drehbücher fürs Fernsehen und schrieb ein Kinderbuch. Mehrmals Co-Autor bei Dokumentarfilmen und Vater zweier Kinder. Seine Reportagen und Miniaturen („Eine Meldung und ihre Geschichte”) erscheinen im SPIEGEL.

DOWNLOADS

Text von Ralf Hoppe

Drei Fischer für Hollywood (PDF)

Der Workshop von Ralf Hoppe im Audio-Format (mp3)

Teil 1 (ca. 33 MB)

Teil 2 (ca. 32 MB)

Teil 3 (ca. 30 MB)

Text von Mark Singer

Neun Monate Ewigkeit (PDF)

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